Das Kleine Pfeilkraut

Ansprechend gestaltete Pflanzenaquarien zeichnen sich häufig durch eine große und kontraststarke Pflanzenvielfalt aus. Einen besonderen Reiz versprühen aber auch naturnah anmutende Unterwasserlandschaften, in denen sich wenige Arten fast ungehemmt ausbreiten dürfen. Zu diesen "hemmungslosen" Aquarienpflanzen gehört auch das Kleine Pfeilkraut, Sagittaria subulata.

Aus der mit nahezu 20 Arten (De Wit, 1990) umfassenden Pflanzengattung Sagittaria, die zur Familie der Froschlöffelgewächse (Alismataceae) zählt, finden nur wenige Arten den Weg in das bepflanzte Aquarium. Die bekannteste und zugleich zierlichste Art ist das Kleine Pfeilkraut, Sagittaria subulata. Dank ihrer meist geringen Wuchshöhe eignet sich diese Sumpfpflanze hervorragend für eine niedrige und verwildernde Landschaftsgestaltung im vorderen bis zum mittleren Bereich eines Aquariums.
 

  

Eine Pflanze für Jedermann

In ihrer Kultur pflegeleicht, dekorativ und gut wachsen sollte sie auch noch. So könnte man die Vorstellungen und Wünsche der Aquarianer in Bezug auf Aquarienpflanzen formulieren, wenn sie sich im Fachhandel nach geeigneten Pflanzen umschauen. Sagittaria subulata scheint alle diese Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen. Bedingt durch ihre Bescheidenheit in Hinsicht auf alle Kulturansprüche, eignet sie sich bestens für die Bepflanzung eines Einsteigeraquariums. Wie von selbst und ohne großes Zutun des Pflegers, bilden sich alsbald dichte Bestände und verwandeln das anfänglich "nackte" Aquarium schnell in einen grünen Unterwassergarten. Neben dieser durchaus positiven Eigenschaft, sorgt das Kleine Pfeilkraut auch für "klare Verhältnisse". Infolge des meist guten Wachstums entzieht der Biofilter "Pflanze" durch den Stoffwechsel kontinuierlich dem Aquarienwasser überschüssige Nährstoffe und wandelt diese wiederum in Pflanzenmasse um. Aber auch der erfahrene Aquarianer kommt auf seine Kosten. Dank der kontraststarken hellgrünen und rosettig angeordneten etwa bis 40 cm hohen Stängel und etwa 5 mm breiten linealischen Blattspreiten bietet die Verwendung des Kleinen Pfeilkrautes interessante Möglichkeiten für eine dekorative Gestaltung im Aquarium.

 

Feiner Bodengrund fördert die Vermehrung

Zur Förderung des Wachstums und der Vermehrung von Sagittaria subulata empfiehlt sich die Verwendung eines nicht zu groben Bodengrundes. Bedingt durch die selbstständige vegetative Vermehrung durch Ausläuferpflanzen bilden sich regelrechte Pflanzenketten. Damit die zarten Ausläuferpflänzchen auch erfolgreich in den Bodengrund eindringen und verwurzeln können, sollte dieser eine feinkörnige Struktur besitzen. Nach meinen Erfahrungen bewährt sich ein Gemisch aus einem Drittel gewaschener Flusssand (Körnung 1 bis 2 mm) und zwei Drittel braunbunter Kies (Körnung 2 bis 3 mm) in einer Schichtstärke etwa 4 bis 7 cm. Ist der Bodengrund von seiner Beschaffenheit her zu grob, finden die Ausläufer meist nicht den nötigen Halt und es können unter Umständen Deformationen an den eindringenden Pflanzen auftreten. Eine Zugabe von nährstoffhaltigen Substanzen für die Versorgung über die Wurzeln ist für ein gesundes Wachstum nicht zwingend notwendig. In einem meiner Pflanzenaquarien begnügt sich eine Sagittaria subulata-Population mit einem reinen Kies-Sand-Gemisch ohne jegliche Zusätze. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine regelmäßige und der Bepflanzung angepasste Zugabe eines flüssigen Aquarienpflanzendüngers, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

 

Leitungswasser ist geeignet

Für die Pflege der verschiedensten Aquarienpflanzen ist es oft notwendig, das Ausgangswasser, meist Leitungswasser, den entsprechenden Kulturbedingungen anzupassen. Häufig beinhaltet es zu viele Härtebildner, (z.B. Köln: Gesamthärte bis 21 °GH, Karbonathärte etwa 9,6 °KH) wodurch die Grenzwerte für eine erfolgreiche Kultur von Aquarienpflanzen schnell erreicht oder überschritten werden. Das Kleine Pfeilkraut gehört jedoch zu den Gewächsen, die sogar mittelhartes bis hartes Wasser bevorzugen. Diese Eigenschaft dürfte sicherlich die Aquarianer erfreuen, denen keine Osmoseanlage für eine Wasseraufbereitung zur Verfügung steht. Anpassungsfähig steht das Kleine Pfeilkraut auch den Wassertemperaturen gegenüber und verträgt problemlos Temperaturen von 18 bis 28 °C. Eine Kohlendioxid-Zugabe für die Atmung der Pflanzen ist nicht unbedingt erforderlich, fördert aber das Wohlbefinden jedoch erheblich. Meinen Pflanzen gönne ich eine Kohlendioxid-Konzentration von etwa 12 bis 15 mg/l Aquarienwasser, was allen gepflegten Aquarienpflanzen sichtlich zugute kommt.

 

Das Licht reguliert die Wuchshöhe

Licht ist Leben und beeinflusst erheblich das Wachstum und den Habitus (Gestalt) der Pflanze. Auch das Kleine Pfeilkraut reagiert auf Lichtveränderungen. Finden die Pflanzen einen hellen und unbeschatteten Standort vor, dann ist der Wuchs niedrig und kompakt. Hierbei erreichen die Pflanzen Höhen von etwa 5 bis 10 cm. Verengt sich der Freiraum um die Pflanzen oder aber sie werden durch andere Gewächse beschattet, dann werden die Blattspreiten zusehends länger.

Nach Kasselmann können sich bei entsprechenden Bedingungen durchaus Stängellängen von bis zu 60 cm bilden. Meist bleiben die Pflanzen aber deutlich kleiner.

In der einschlägigen Literatur herrschen über diese Wuchsveränderungen noch Unstimmigkeiten, wobei die niedrigen und hohen Wuchsformen als eine reine Art oder aber als Varietäten eingestuft werden. Selbst im Fachhandel gilt die niedrige Wuchsform als var. pusilla. Es bleibt zu klären, wer hier Recht behält.

 

Erhaltung und Vermehrung zugleich

Wie schon anfangs erwähnt, erfolgt die Vermehrung der Pflanzen durch Bildung von Ausläufern. Aus anfänglich bescheidenen Mengen wird sehr schnell ein dichter Rasen. Um den Rasen zu erhalten, ist es erforderlich, diesen bei Bedarf auszulichten, womit ein Verfilzen verhindert wird. Erfahrungsgemäß ist es jedoch besser, die gesamte Pflanzengruppe dem Bodengrund zu entnehmen und nach dem Ausputzen der älteren Blätter nur die mittelstarken Pflanzen zu verwenden. Infolge dieser Pflegemaßnahme ist eine langfristige Vitalität der Population gewährleistet. Auch der angefallene Überschuss kann nun neu verwendet werden oder dient zur Beglückung anderer Aquarianer.

 

Thomas Titz