Elritze - (Phoxinus phoxinus)

Die Elritze (Phoxinus phoxinus) Dieser lebhafte kleine Schwarmfisch war noch vor 5 Jahrzehnten weit verbreitet. Davon zeugt auch die Tatsache, dass es für ihn weitere 54 Trivialnamen gibt bzw. bis 1941 gegeben hat.

Doch das ist längst vorbei. Aufgewachsen im ländlichen Raum um Zwickau habe ich diese Art schon nicht mehr kennen gelernt. Wie ein Geheimnis gehütet, gibt es aber noch Restpopulationen von geringer Dichte bei Hartenstein und im Kreis Werdau.

 

Entsprechend der hohen Ansprüche an die Umwelt ging es den Elritzen wie ihrem Fressfeind Nr. 1, der Bachforelle: Umweltgifte, Industrie- und Haushaltsabwässer machten wie vielen anderen Organismen auch der Elritze den Garaus.

Dabei reichte die natürliche Verbreitung noch vor 60 Jahren in Europa vom Balkan bis zu den Pyrenäen, vom Kaukasus bis Skandinavien und den Britischen Inseln. Stets fehlte sie aber in Schottland und in den nördlichen Einzugsgebieten des Schwarzen- und des Kaspischen Meeres. Historische Vorkommen sind aber aus nahezu allen Teilen Deutschlands bekannt.

Die Elritze ernährt sich von kleinen Tieren des Gewässerbodens, war aber auch als Laichräuber von Nutzfischen bekannt. Da sie auch für den Menschen stets von geringer Bedeutung war, fing man sie früher sowohl in Massen für den Verzehr durch arme Leute oder als Futterfische für das "edlere Wasserwild". Zur Fortpflanzung unternimmt die Elritze Wanderungen flussaufwärts, um auf sandigen oder kiesigen Bachgründen zu laichen. Für den Fortpflanzungserfolg aber sehr wichtig sind Kiesbänke mit einer Mindestkorngröße von über 10 Millimeter. Genügend große Zwischenräume von Kiesel zu Kiesel dienen nämlich der Brut als Schutzraum vor Fressfeinden wie der Forelle! Gelaicht wird etwa in der 22. - 25. Jahreswoche, wobei aber eine aktuelle Auslösetemperatur des Wassers ebenfalls von Bedeutung ist. Bereits im Spätsommer erreichen die Nachkommen schon eine Größe von 30 Millimetern, während ihre Geschlechtsreife erst im 3. oder 4. Sommer erreicht wird.

Ihre Nahrung besteht anfangs aus Bodenplankton, später aus Steinfliegenlarven und Anflugnahrung. Im Raum Köln noch in der Erft lebend, kommt sie in Sachsen und Thüringen nur noch in sauberen Bach- und Flussabschnitten, vor allem des Gebirgsvor- und Hügellandes vor. Auch wurden sie in Trinkwassertalsperren eingeschleppt, wo sie sich stark vermehrt haben. Einst zu ihrer Rettung dorthin gebracht, sind Talsperren aber nie ihr natürlicher Lebensraum gewesen. Der starke Rückgang in den Flüssen und Bächen macht aber die Situation unserer Gewässer besonders deutlich. Angestammte Laichplätze werden durch die Schadstoff-Fracht von Algenrasen überwuchert oder zugeschwemmt. Ebenso fehlen mehr und mehr strukturreiche Gewässerabschnitte, was zur Verinselung von ganzen Populationen und bald auch zum lokalen Verschwinden dieses in der Nahrungskette so wichtigen Fisches führen kann.



Lothar Zenner