Beobachtungen bei der Pflege von Apistogramma-Arten

Bunt wie die Palette eines Malers und stets zu kämpfen bereit, das sind die kleinen Ritter Apistogramma. Steht dem Pfleger noch Wasser mit geringem Leitwert zur Verfügung, ist es schwer sich dem Reiz der wehrhaften Zwerge zu entziehen. So erwarb ich bereits in meiner aquaristischen Phase des "Sammlers und Jägers" neben den Guppys, Platys, Kulis, Salmlern, Labyrinthern und Welsen die ersten Apistogramma-Arten. In hohem Maße kam mir dabei die Wasserqualität zu Gute. Eine Gesamthärte zwischen 2 und 4 sowie ein pH-Wert um 6 führten dazu, dass sie bald Nachwuchs bekamen. Allerdings erlebten meine jungen Kärpflinge ihren zweiten Tag nicht mehr. Die Apistogramma-Eltern räumten damit rigoros auf. Auch kleine Buntbarsche sind eben Raubfische.

 

Doch es gab nicht nur Anlass zur Freude. Eines Tages ging nichts mehr. Das Becken war zu klein und auch zu verschmutzt von den Ausscheidungen der heranwachsenden Brut. Vor allem sind Mengen von Planarien aufgetreten, die Feinde Nr. 1 in der Zwergcichlidenzucht. Man kann mit peinlicher Sauberkeit dem Planarienbefall vorbeugen. Besonders wirkt der Verzicht auf Futter aus Erd- oder Schlammkulturen, dazu gehören Tubifex, rote Mückenlarven und Enchyträen, oft Wunder. Sie alle "infizieren" den Zuchtansatz. Als Aufzuchtsfutter sind kleine Mengen gespülter Artemien bestens geeignet. Bewährte Bekämpfungsmittel gegen Planarien sind Wasserstoffperoxid oder Flubenol. Aber wir müssen auch andere lnhaltsstoffe im Aquarium beachten, allen voran die Schadstoffe Ammonium, Nitrit und Nitrat. Sie alle haben schnell negative Auswirkungen wie Kümmerwuchs, Krankheiten oder Mängel in der Ausfärbung. Dagegen hilft auch heute noch am besten ein häufiger Wasserwechsel. Wenn also der Schadstoffeintrag in den Organismus sowohl über das Wasser wie auch über die Nahrung (!) so niedrig wie nur möglich gehalten wird, dann vermehren sich auch selbst die als heikel eingestuften Arten ohne große Tricks. Gleichfalls erweist sich eine Wasserhärte von mehr als 12 Grad auf Dauer ebenso als ein Schadensfaktor wie Temperaturen unter 23 Grad Celsius.

Der eigentliche Schwierigkeitsgrad in der Zucht liegt aber auch noch ganz woanders. Erst nach 7 bis 10 Tagen weiß man, ob sich die eigene Mühe und die der Elterntiere gelohnt hat. Kommt die Mutter dann endlich mit den Jungfischen aus dem Brutversteck, ist die Freude groß. Nach einer solch langen Zeit schwimmen nämlich die schwierigsten Salmler bereits frei. Die Apistogramma-Brut aber ist bis zum Freischwimmen viel länger vom Boden her und dem sie umgebenden Wasser einem Befall mit zerstörerischen Organismen oder Substanzen ausgesetzt! Hat man das alles aber irgendwann im Griff, wird vieles aquaristischer Alltag. Bald öffnet sich der Blick für Details oder um Brecht zu zitieren:….es sieht den Apfelbaum mit anderen Augen der Züchter - denn der Spaziergänger". So bin ich nach vielen Jahren der Überzeugung, dass vor 1980 in der „Szene“ viele Spaziergänger existierten. Sonst hätte es die Verwirrung um doppelte, falsche und schließlich richtige Namen zur Unterscheidung der Arten nicht gegeben. Dabei ist es so einfach, denn (nicht nur) die Apistogramma kennzeichnen sich selbst! Schon deshalb, weil es sich keine Art leisten kann, im Kampf ums Überleben, ihre Feinde oder Partner an Merkmalen zu erkennen, welche der Mensch mit Lupe und Mikroskop als für sie typisch bestimmt. Schließlich genügt es auch den Nannacara, den Dicrossus, den Crenicara, den Papiliochromis, Taeniacara und noch vielen anderen mit eigenen Sinnen zu sehen, was den Feind vom Rivalen, was ein brutgestimmtes Weibchen von einem anderen - auch dem einer abweichenden Art (!) - unterscheidet. Allein diese Sinnesleistung befähigt sie schon seit ihrem Bestand den rechten Partner zur Erhaltung ihrer Art unter anderen herauszufinden.

 

 

 

Lothar Zenner